Kultureller Schwerpunkt 
								 
							 
 Schülerfahrten mit kulturellem oder künstlerischem Schwerpunkt leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Persönlichkeitsbildung junger Menschen und zur Förderung eines lebendigen, vielfältigen gesellschaftlichen Miteinanders. Sie sind ein zentraler Bestandteil ganzheitlicher Bildungsarbeit. Historische, gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge werden über den Unterricht hinaus unmittelbar erfahrbar. Durch den Kontakt mit kulturellen Orten, künstlerischen Ausdrucksformen und geschichtlichen Zeugnissen fördern Schülerfahrten mit kultureller oder künstlerischer Ausrichtung ein vertieftes Verständnis für andere Lebenswelten sowie kultureller, sozialer und politischer Zusammenhänge. Zudem stärken sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt, indem sie Schülerinnen und Schülern Räume bieten, sich als aktive, verantwortungsbewusste Mitglieder einer offenen Gemeinschaft zu erleben. Ziel ist es, jungen Menschen prägende Bildungserlebnisse zu ermöglichen – als Grundlage für verantwortungsvolles Handeln in Schule, Gesellschaft und darüber hinaus.
Schülerfahrten mit kulturellem oder künsterlischem Schwerpunkt leisten auch einen wichtigen Beitrag zur ästhetischen Bildung und Persönlichkeitsentwicklung, indem sie Schülerinnen und Schülern in unterschiedlicher Form den Zugang zu Kunst und Kultur eröffnen – sei es durch Städtereisen mit Besuchen kultureller Einrichtungen oder durch Fahrten im Bereich der künstlerischen Fächer (z. B. Orchester-, Big Band-, Chor- oder Theaterfahrten) mit Probenphasen und Auftritten.
								 Allgemeine Hinweise zur Planung einer Fahrt mit kulturellem Schwerpunkt 
								 
							Ziele definieren, z. B.:
- Vertiefen von Kenntnissen in Kunst-, Musik- und Kulturgeschichte
- Schaffen von Erfahrungsräumen für Kinder und Jugendliche
- forschende Auseinandersetzung mit kulturellen Orten, historischen Entwicklungen
- Erkennen von kulturellen Unterschieden
- Schwerpunktsetzung auf das eigene künstlerisch-praktische Handeln
- Stärkung von fächerübergreifenden Ansätzen
Einbeziehung von Experten:
Experten tragen dazu bei, vielfältige Perspektiven zu eröffnen. Daher ist eine Zusammenarbeit mit den Museen vor Ort oder der Touristinformation, Kulturzentren oder Universitäten immer gewinnbringend.
Vorbereitung einer Schülerfahrt mit kulturellem Schwerpunkt:
Rechercheaufträge für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler zum Ort der Reise oder dem kulturellen Schwerpunkt der Fahrt bereiten die Gruppe inhaltlich und thematisch vor.
								 Einbindung in den Lehrplan 
								 
							Fächerübergreifende Ansätze:
Eine Schülerfahrt mit einem kulturellen oder künstlerischen Schwerpunkt bietet ganz besonders Anknüpfungspunkte zu einer fächerübergreifenden Gestaltung, sei es in den Fächern Politik und Gesellschaft oder Geographie bis hin zu Chemie und Mathematik.
Fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsziele:
Neben der Kulturellen Bildung und der Interkulturelle Bildung finden folgende Ziele Berücksichtigung:
Gesundheitsförderung, Medienbildung/Digitale Bildung, Politische Bildung, Soziales Lernen, Alltagskompetenz, Werteerziehung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Verkehrserziehung.
Bezug zu den Bildungsstandards:
Geeignete Lernziele finden sich insbesondere in den Bereichen „Interkulturelle Kompetenz“, „Kulturelles Erbe“ oder „Ästhetische Bildung“.
Kompetenzorientierung:
Die Fahrt sollte so geplant werden, dass sie Kompetenzen fördert, die im Lehrplan verankert sind. Dazu gehören:
- Fachkompetenz: Durch das direkte Erleben von Kunst, Geschichte und Kultur erweitern die Schülerinnen und Schüler ihr fachspezifisches Wissen (z. B. durch einen Museumsbesuch oder eine Stadtführung).
- Interkulturelle Kompetenz: Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit unterschiedlichen kulturellen Normen und Werten auseinander und entwickeln ein besseres Verständnis für kulturelle Unterschiede.
- Soziale Kompetenz: Die Schülerinnen und Schüler arbeiten im Team, reflektieren über ihre Erfahrungen und tauschen sich über die Eindrücke aus.
- Kommunikative Kompetenz: Die Schülerinnen und Schüler können ihre Sprachfähigkeiten (z. B. in einer Fremdsprache) aktiv einsetzen und erweitern.
								 Beispiel Musikfahrt 
								 
							Ein besonderer Bereich der Schülerfahrten mit kulturellem oder künstlerischem Schwerpunkt sind Fahrten im Bereich Vokal- (z. B. Chor) oder Instrumentalensemble (z. B. Orchester, Big Band, Band, Volksmusik). Sie verbinden musikalische Arbeit mit gemeinschaftlichen Erlebnissen und eröffnen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Musik in einem neuen Umfeld zu erleben.
Im Mittelpunkt stehen intensive Probenphasen, in denen Ensembles konzentriert an ihrem Repertoire arbeiten können. Gleichzeitig fördern die Fahrten das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe, da gemeinsames Musizieren, Freizeitaktivitäten und das Leben in der Gemeinschaft eine enge Bindung schaffen.
Meistens dienen Chor- und Orchesterfahrten der Vorbereitung auf Schulkonzerte. Ein intensives gemeinsamen Üben an einem anderen Ort hilft ungemein und spart Probenzeit an der Schule. Häufig werden Chor- und Orchesterfahrten aber auch mit Konzerten oder Auftritten vor Ort verbunden – sei es in einer Partnerstadt, bei einem Austausch oder im Rahmen einer Konzertreise. Dadurch entsteht eine authentische Bühnenerfahrung und die Jugendlichen können ihre Schule als kulturelle Botschafter nach außen vertreten. Neben der musikalischen Entwicklung bieten solche Fahrten auch kulturelle Eindrücke: Je nach Zielort können Städte erkundet, Museen besucht oder Begegnungen mit anderen Jugendensembles organisiert werden. So entsteht eine Kombination aus musikalischer Vertiefung, kulturellem Lernen und Gemeinschaftserlebnis.
Das Besondere an Probenfahrten ist, dass die Anzahl der Schülerinnen und Schüler meist recht hoch ist, und dass sie aus unterschiedlichen Jahrgangsstufen kommen. Bei der Planung und Durchführung der Schülerfahrt müssen also die verschiedenen Altersstufen bedacht werden (unterschiedliche Bedürfnisse, Ins-Bett-geh-Zeiten, allgemeine Regeln etc.). Zudem besteht schulorganisatorisch erhöhter Abstimmungsbedarf, da mehrere Klassen betroffen sind (z. B. Leistungsnachweise etc.).
Auswahl des Beherbergungsbetriebs:
Bei der Auswahl des Beherbergungsbetriebs ist darauf zu achten, dass für die Proben der verschiedenen Ensembles mehrere Räume zur Verfügung stehen müssen und dass andere Gäste ggf. durch die Musik gestört werden. Einige Häuser sind auf Chor-/Orchesterfahrten spezialisiert. So gibt es z. B. die bayerischen Musikakademien oder Jugendherbergen, die konkret auf solche Fahrten ausgerichtet sind oder Jugendherbergen mit einem Zertifikat „besonders musikfreundlich“.
 
 
								 Konkrete Umsetzungsbeispiele zu typischen Zielen 
								 
							Die folgenden Beispiele geben erste Impulse für Städtereisen und werden sukzessive ergänzt und erweitert. Haben Sie besonders gute Erfahrung mit einer Schülerfahrt in eine Stadt gemacht und ein gelungenes Programm, das Sie gerne teilen möchten? Schreiben Sie dafür gerne den Referenten für Schülerfahrten am ISB an.
 
 Fünftägige Schülerfahrt nach Hamburg
Anreise: Zug und ÖPNV
Unterkunft: Hostel bzw. Jugendherberge
Geplante Programmpunkte:
- Stadtführung (klassisch oder per Audioguide)
- Turmbesteigung (Hamburger Michel)
- Werksführung bei AIRBUS
- Führung durch die HafenCity
- Besuch eines Hamburger Musicals bei Schmidts Tivoli
- Besuch der Reeperbahn
- Gang durch das Schanzenviertel und St. Pauli
- Barkassenfahrt durch die Speicherstadt und den Hafen
Optionale Programmpunkte:
- Besuch des Miniaturwunderlands
- Konzerthausführung in der Elbphilharmonie
- Fahrt (im HVV-Ticket inkludiert) mit der Fähre 62 nach Finkenwerder (Fischauktionshalle, Dockland, Museumshafen Övelgönne, Elbstrand)
- Elbtunnel (Fußgängertunnel)
Kosten: ca. 450 Euro (Stand 2024), inklusive An- und Abreise, Programm, vier Übernachtungen mit Frühstück, ein Abendessen, Hamburg-Ticket
 
 Viertägige Schülerfahrt nach Dresden
Anreise: Zug und ÖPNV
Unterkunft: Hostel oder Jugendherberge
Geplante Programmpunkte:
- Stadtrundgang Altstadt: wichtigste Infos zu Gebäuden, historisches Dresden (Einblick in geschichtliches vor NS-Zeit), altes Dresden: Zwinger, Semperoper, Residenzschloss, Brühlsche Terrasse
- Abendspaziergang an der Elbe, Thema u. a. die Waldschlösschenbrücke und das ehemalige UNESCO-Weltkulturerbe
- Führung mit Erkundungsaufträgen durch die Frauenkirche, Aspekte u. a. Geschichte der Frauenkirche. (ursprünglicher Bau), Wiederaufbau etc., Bildmaterial der früheren Kirche
- Deutsches Hygienemuseum
- Erkundung der Dresdner Neustadt
- Tagesexkursion in die Sächsische Schweiz, u. a. Bastei, Kurzwanderung, Festung Königsstein, Schifffahrt
- Besuch der Gedenkstätte Bautzner Straße (ehemalige Stasi-Haftanstalt): Führung und Zeitzeugengespräch
 
 Fünftägige Fahrt nach Krakau/Oświęcim (Auschwitz)
Anreise: Zug oder Bus
Unterkunft: Hostel oder Jugendherberge
Geplante Programmpunkte:
- Stadtführung in Krakau
- Auseinandersetzung mit dem jüdischen Leben in Krakau in Form von Vorträgen an ausgewählten Orten (jüdisches Viertel Kazimierz, Platz der Helden des Ghettos, Fragment der Ghettomauer)
- Führung durch die Alte Synagoge in Krakau
- Besuch der Dauerausstellung in der Adlerapotheke zur Geschichte des Schicksals der Juden im Krakauer Ghetto und der Rolle des Apothekers Tadeusz Pankiewicz
- Führung durch die Ausstellung in der Emaille-Manufaktur von Oskar Schindler
- Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau (von Krakau mit Bus und Bahn erreichbar): Führung, Ausstellungsbesuch und Workshops mit Pädagogen des Internationalen Zentrums für Bildung über Auschwitz und den Holocaust
- Optional: Buchung eines ein- oder zweitägigen Studienaufenthalts an der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau mit begleitetem Besuch der Gedenkstätte und ausgewählten Bildungskursen
 
 Dreitägige Schülerfahrt nach Weimar
Anreise: Zug und ÖPNV
Unterkunft: Jugendherberge
Geplante Programmpunkte:
- Schiller Wohnhaus
- Goethe Nationalmuseum
- Goethe Wohnhaus
- Liszt Haus
- Stadtführung
- Herzogin Anna Amalia Bibliothek
- Theater im Gewölbe
- Bauhausmuseum Weimar
Buchungen für die Schülerinnen und Schüler erfolgen mindestens ein halbes Jahr im Voraus bei Weimarer Klassik, Moderne und Bauhaus - Klassik Stiftung Weimar
 
 Fünftägige Schülerfahrt nach Prag
Anreise: Zug und ÖPNV
Unterkunft: Hostel oder Jugendherberge
Geplante Programmpunkte:
- Stadtführung (klassisch oder per Audioguide)
- Jüdisches Leben in Vorträgen an ausgewählten Stellen in Prag – Besuch der Synagoge, Austausch mit Gemeindemitgliedern
- Besuch der KZ-Gedenkstätte Theresienstadt, Führung und Ausstellungsbesuch: Widerstand gegen den Nationalsozialismus
- Bedeutung und Zugang zu Wissen – heute und früher: Besuch der Bibliothek des Klosters „Strahov“
- Wissenschaftliche Umbrüche am Beispiel Astronomie in Prag: Brahe, Kepler und Einstein an Originalschauplätze
- Jugendstil in Prag, Besuch eines Museums, Anfertigen eigener Skizzen, Architekturanalyse
- Tschechiens Weg in die Europäische Union, Bericht über wichtige Meilensteine, Kontakt mit tschechischen Bürgern und Austausch über die „gefühlte Zugehörigkeit“ zur Europäischen Union. Vor- und Nachteile nach 20 Jahren EU-Zugehörigkeit, Auswirkung auf die tschechische Alltagsrealität
- Besuch einer Kulturveranstaltung (Schwarzlichttheater)
 
 Fünftägige Schülerfahrt nach Paris
Anreise: Zug (TGV) oder Bus
Unterkunft: Hostel oder Jugendherberge
 
Geplante Programmpunkte:
- Stadtrundgang zu zentralen Sehenswürdigkeiten (Île de la Cité, Notre-Dame, Quartier Latin)
- Besuch des Louvre (Einführung in europäische Kunstgeschichte)
- Führung durch das Musée d’Orsay (Impressionismus und Moderne)
- Rundgang im Stadtviertel Montmartre mit künstlerischem Schwerpunkt sowie Besichtigung der Basilika Sacré-Cœur
- Besuch des Centre Pompidou (Architektur & Moderne Kunst)
- Besichtigung des Eiffelturms (über die Treppen zum Aussichtspunkt im zweiten Stock ist relativ kostengünstig)
- Tagesexkursion nach Versailles (Schlossanlage und Gärten)
- Abendveranstaltung: Theater- oder Tanzaufführung, alternativ Bootsfahrt auf der Seine
- Thematische Stadtführung: „Paris und die Französische Revolution“
 
  
  
 